A: Zwei Wochen lief es richtig gut mit unserem neuen Saugroboter. Ich räume Stühle, Mülleimer, Kabelsalat, Türstopper, Yogamatte und Toilettenbürste zur Seite, gehe mit dem Hund eine Stunde spazieren und, oh Wunder – wenn ich die Haustür aufschließe, ist der tellerrunde Sauger schon in seinem Häuschen und die Wohnung staub-, fell- und haarfrei. Zumindest am Boden. Ich hole ihn dann aus seiner Dockingstation, leere diese gruselige Box und staune ein ums andere Mal über den Dreck, der sich in zwei Tagen so anhäuft. Gestern habe ich vergessen, dieses Fach des Saugers zu leeren. Als ich dann spät abends von meinen Yogakursen nach Hause komme, empfängt der Mann mich mit vorwurfsvollem Blick. Der Saugroboter liegt mit dem Rücken wie seziert in seine Einzelteile zerlegt auf unserem Küchentisch. “Hast du den auch mal sauber gemacht?” fragt er. Na klar hab ich. Schublade raus, Mülleimer auf, Dreck rein, Schublade auswischen auch schon mal und dann fertig. “Ich meine auch untenrum. Die Räder konnten sich nämlich gar nicht mehr drehen, weil der voller Haare war!” klagt er. Ja, der Hund kriegt grad sein Sommerfell. Meine Güte… “Ne, ne, das sind lange blonde Haare!” erwidert er. Na großartig! Soll ich mir jetzt ne Glatze schneiden? “Ne, aber zu Hause vielleicht a Haube tragen!” sagt er ungerührt. Ernsthaft jetzt? Drinnen Haube, draußen Maske?
M: Schlag dem Mann doch mal vor, dass Du Dir eine praktische Kurzhaarfrisur schneiden lässt – dann macht er bestimmt freiwillig jeden Tag den Saugroboter sauber!
Ich bin im übrigen ganz neidisch, dass der Dir die Arbeit abnimmt (der Roboter, nicht der Mann!). Ich würde mir auch gerne einen anschaffen, aber in meiner Wohnung funktionieren die Dinger nicht: Zu viele Schwellen, praktisch bei jeder Tür! Und dann die krummen und schiefen Altbau-Parkettböden! Das bedeutet, ich muss auch weiterhin selber staubsaugen. Zum großen Ärger des Hundes. Staubsauger hasst er fast so sehr wie Katzen…
A: Hunde hassen Katzen, ja! Ich frag mich immer, wer diese millionenfach im Netz kursierenden Kuschelvideos mit unterlegter Geigenmusik dreht, in denen Hund und Katze die besten Freunde sind? Da wär definitiv keiner meiner Hunde für gecastet worden. Katzen haben dieses Mikro-Quäntchen Intelligenz mehr, höre ich immer. Meine Schwägerin erzählte letztens, dass der Kater ihrer Freundin den neuen Staubroboter als absolute Zumutung empfunden hat und beleidigt den Raum verlassen hat, wenn der um die Ecke kam. Bis er mal mit dem fahrenden Sauger allein gelassen wurde. Da saß er dann zum Erstaunen der Freundin mitten auf dem Moped und ließ sich durch die Gegend chauffieren. Ich finde ja, das spricht für die Intelligenz meines Hundes: Der weiß nämlich genau, dass das Ding gnadenlos unter ihm zusammenbricht…
Dem Mann hab ich übrigens gesagt: Wenn ich die Haube aufziehe, dann trägt er einen Fahrradhelm. Damit ist das Thema durch.
M: Ich halte das ja für ein Gerücht, die vielbeschworene geistige Überlegenheit von Katzen. Wir hatten ja selber zwei und haben sie bis in ihr hohes Alter sehr geliebt, aber dass sie besonders schlau gewesen wären, würde ich nicht behaupten. Auch wenn ich wahrscheinlich jetzt allen eingefleischten Katzenliebhabern auf die Füße trete: Ich vermute, dass hier zwei Dinge verwechselt werden: Ignoranz und Klugheit. Katzen haben ja in der Regel kein gesteigertes Interesse am Menschen, außer als Futterlieferant und Wärmflasche. Kommunikation mit Zweibeinern ist nicht so ihr Ding. Und diese Eigenschaft einer gewissen Verweigerung wird dann für Intelligenz gehalten, denke ich.
Aber eigentlich ist es ja auch wurscht. Um das Öffnen der Küchenschranktür zu registrieren, hinter der sich die Futterdosen befanden, waren und sind Hund und Katz beide schlau genug.
A: So pragmatisch sieht das auch der Mann bei meinen unermüdlichen Versuchen, im Blick des Hundes die ganze Palette unserer menschlichen Empathie-Ausdrucksmöglichkeiten zu entdecken. „Der will nur fressen“, heißt es dann. Und den entnervten Gesichtsausdruck des Vierbeiners beim Heranrollen des Saugroboters quittiert er mit: „Dann kann ER ja sauber machen, wenn es ihm nicht passt“. Dieser kleine, tellergroße Roboter hat sich also seinen Platz in der Familie ganz ohne Kampf um Liebe oder Rang erobert. Und wenn ich ihn ab und zu auch mal untenrum sauber mache, macht ihm diesen so schnell keiner mehr streitig.